Ausweg aus der Krise finden: Vitale UnternehmensKörper

(Über)Leben durch BioLogie in Unternehmen

Zu Beginn eines neuen Jahres fragen sich viele Menschen, was das Jahr wohl bringen wird. Diese Frage ist recht einfach zu antworten: wir werden am Ende das ernten, was wir sähen werden! Dabei können wir uns an der Natur orientieren. Was können wir gerade in Umbruchzeiten für Unternehmen aus der Natur lernen? Alles. Wir sind Natur. Nur natürliches hat auf Dauer Bestand. Sind unsere Unternehmenssysteme natürlich? Wenn nicht, wie können wir uns an der Natur orientieren, um vitale, lebens- und menschenfreundliche Unternehmen erschaffen, die lange, gesund (= gewinnbringend) leben?

FUNKTION EINES ORGANISMUS = FUNKTION EINES UNTERNEHMENS

Was in UnternehmensKörpern geschieht, hat einerseits mit Wirtschaft und Politik, andererseits mit menschlichen Problemen zu tun. Letztlich jedoch haben wir Menschen diese Wirtschaft und diese Politik, die wir zur Zeit vorfinden, erdacht und umgesetzt. Alles kommt auf den Menschen zurück. Und kann vom Menschen „neu“ gestaltet werden „je nach Erkenntnisstand und Einsichtsvermögen.

Die Funktion eines Organismus, seiner Organe und deren Bestandteile sowie deren Wechselwirkungen zwischen Individuen werden in der Physiologie und Physiologie beschrieben. Beide beruhen auf derselben Wurzel wie Physik. Das  griechische Wort „physis“ bedeutet zu deutsch: Natur, Naturordnung, Wesen aller Dinge, Welt, das Gewordene, das Geschöpf.

Biologische Systeme, Organismen, Organe, Ökosysteme, technische oder politische Systeme sowie UnternehmensOrganisationen folgen bestimmten, natürlichen Grundprinzipien – oder auch nicht.

Die Anwendung der (Er)Kenntnisse, die wir aus biologischen Systemen gewinnen, auf technische, ökonomische oder politische Systeme könnte wegweisend sein für eine ökologische, d. h. letztlich auch wiederum biologische oder physiologische Strukturanpassung von Wirtschaft, Technik, Politik und Unternehmen.

In jedem biologischen System und gerade in UnternehmensKörpern geht es letztlich immer wieder um die  gleichen Fragen:

  • Wachstum
  • Funktionskriterien zur Qualitätskontrolle und Entwicklung
  • Kommunikation
  • Altern
  • Steuerung
  • Energieversorgung
WACHSTUM UND ENTWICKLUNG von Organismen und UnternehmensKörpern

Organismen, ebenso wie Unternehmen, haben die Fähigkeit und den Zwang zu wachsen. Den Ausgangspunkt zum Wachstum bildet jeweils eine einzige Zelle. Sicher ist jedoch, dass in keinem Organismus unbegrenztes Wachstum auftreten kann und dass ohne Abschaffen von Überflüssigem immer Probleme auftreten müssen.

Denn: Was nicht funktioniert, degeneriert, atrophiert und stirbt letztlich.

Diese Gestaltung eines (Unternehmens)Organismus kann im Laufe der Entwicklung sowohl Zubau als auch Abbau bedeuten.

Wachstum ist sicher nicht das einzige Maß für Fortschritt und Entwicklung. Ein sehr wichtiges und charakteristisches Merkmal der Entwicklung eines Individuums ist die exakte Einhaltung der zeitlichen Koordination. Jede Abweichung führt zu Missbildungen, etwa, dass der hohle Schädel wächst und sich darin kein Gehirn entwickelt. Vergleichbare Vorkommnisse sind leider auch im Rahmen von UnternehmensKörpern zu  beklagen „etwa überdimensionierte Bürogebäude und Einrichtungen ohne aktive Produktion (von Mitarbeitern = Organen).

FUNKTIONSKRITERIEN

Ein weiteres wesentliches Kennzeichen eines Organismus ist die Einheit. Ein Organismus kann nur in seiner Gesamtheit funktionieren!!! Jeder Versuch einer Aufsplitterung stellt eine Katastrophe dar. Stellen Sie sich bitte vor, Ihre Hände würden beschließen, ab heute allein und unabhängig vom Gesamtkörper zu agieren … In so manchen Unternehmen wird gerade dies heute praktiziert!

KOMMUNIKATION

Obwohl wir uns heute als das Zeitalter der Informatik empfinden, ist die Kommunikation noch nie so schwierig gewesen. Wir leben im Zeitalter der Sprachlosigkeit. Nur wenige Menschen sind sich bewusst, was sie sagen. Sie erkennen die bildhaften Bedeutungen in den Worten nicht mehr, haben kein Ohr für die in Worten enthaltene Botschaft und deren Potential zur Verwirklichung: „Vorschläge“ beinhalten Schläge und „Maßnahmen“ bedeutet Maß nehmen.

In vielen Bereichen wird das wahrhaftige Gespräch völlig außer Acht gelassen, obwohl es sich um den wirklich entscheidenden Kontakt zwischen Menschen handelt. Gespräche z.B. mit Kunden oder Mitarbeitern werden Ziel- und Nutzenorientiert geführt. „Echte“ Gespräche haben Freiraum und fördern oft ungeahnte Träume, Ideen und Phantasien zu Tage. Man wird sich daran gewöhnen müssen, daß nicht Zahlenindexwerte, Daten und Fakten, sondern die in einem Gespräch vermittelten, unerwarteten Information für komplexe Betrachtungen von Personen und UnternehmensKörper entscheidend sein müssen.

STABILITÄT

Unter den Kriterien, die für die Funktionsweise eines steuerbaren Systems maßgebend sind, ist die Stabilität von besonderer Bedeutung. In etwas vereinfachter Weise ausgedrückt, ist ein System stabil, wenn die Reaktion auf eine Belastung gewisse Grenzen nicht überschreitet. Die sicherste Methode, um ein System instabil zu machen, besteht darin, in einen Regelkreis Zeitverzögerungen einzubauen. Verspäteter Informationsfluss, als Folge unvollständiger, macht bezogener, egoistischer Kommunikation, kann den UnternehmensKörper nachhaltig schädigen.

In einer etablierten Bürokratie werden Zeitverzögerungen nicht nur toleriert, sondern sind sogar Ausdruck der Autorität. Falsch verstandener und angewendeter Machtmissbrauch.

ALTERN UND STARRE

Stabilität kann sehr leicht in Starre übergehen.  Alle biologischen Systeme, und dazu rechne ich auch die UnternehmensKörper – sie sind ja  immerhin (noch) belebt – werden im Alter starr. Es ist hierfür der Begriff der institutionellen Sklerose geprägt worden (OLSON, 1982). Altersprozesse laufen in Ökosystemen und auch in sozialen Systemen oft zyklisch ab. Eine Verjüngung der UnternehmensKörper ist daher durchaus möglich!

Starre entsteht durch Reduktion der Flexibilität, durch unzählige Einzelfestlegungen, Regeln, Vorschriften und Verknüpfungen, die jede Bewegungsfähigkeit zunichte machen.

Im Grunde genommen können wir uns vor lauter selbstgemachten Beschränkungen nicht rühren. Wenn unsere Füße zunächst einen etwaig vorgeschriebenen „Dienstweg“ einhalten müssten, indem sie vor der Bewegung eine Erlaubnis vom nächsten Vorgesetzten (wer das wohl wäre: das Knie?) und nach Ablauf einer bestimmten Bearbeitungsfrist (3 Tage?) nun endlich den Schritt machen können, wäre die ursprüngliche Motivation (= Situation die zur Bewegung bringen sollte) sicher schon verschwunden.

In der Neurologie wird eine derartige Starre als Parkinsonsyndrom bezeichnet. Und in UnternehmensKörpern?

OPTIMALSTEUERUNG

Manche biologischen Funktionen, die genau und stabil bei hoher Flexibilität geregelt werden sollen, enthalten eine Komponente chaotischer, anscheinend zufälliger Schwankungen. Emil MONOS (1986) hat die Hypothese vertreten, dass die ständigen Schwankungen des Blutdrucks dazu dienen, den für die momentane Funktion optimalen Wert ständig abzutasten und festzustellen. Deshalb  ist eine gewisse Dosis Chaos durchaus als ein günstiges Lebenszeichen, auch eines UnternehmensKörpers, zu sehen und wert zuschätzen. Kontrolle und dementsprechende Macht eines übergeordneten Kopfes gibt es (hier) nicht.

Optimalität heißt jener Kompromiss in einem Multivarianten System, der das sogenannte Kostenfunktional minimiert. In vielen physiologischen Teilsystemen, wie beispielsweise im Blutkreislauf, hat man gefunden, dass dieses Kostenfunktional in erster Linie eine Funktion der eingesparten Energie ist. Es wäre jedoch gefährlich, daraus zu folgern, dass biologische Systeme nur dem Prinzip der Sparsamkeit folgen.

Dass auch UnternehmensKörper und andere Strukturen nicht nur der Sparsamkeit dienen, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Denn Einseitigkeit auf diesem Gebiet führt unweigerlich zum Tod des Ganzen. Die Mitte ist das Optimum!

Eine zusätzliche wichtige Komponente physiologischer Kostenfunktionale ist die Geschwindigkeit des Ablaufes eines korrigierenden Steuerungsvorganges. Ein lebender Organismus kann sich keine Wartezeiten leisten. UnternehmensKörper etwa … ?

HIERARCHIEN

Das Zentralnervensystem ist hierarchisch aufgebaut. Die Steuerung vieler Funktionen enthält gleichzeitig in übertragenem Sinn ausgedrückt, föderalistisch dezentrale und zentralistisch autoritäre Komponenten. Soweit es sich um vegetative Funktionen handelt, tritt die zentrale Steuerung als Sparmeister in Erscheinung, der die Gesamtfunktion garantieren muss (in Unternehmen die Führung!); die Steuermechanismen in der Peripherie, d. h. auch in den einzelnen Organen und Organteilen, sind dezentral und garantieren eine relativ große Autonomie des Verbrauchers. Beispiel hierfür sind die Hände als Synonym für Handlungen = Kundenkontakte, Entwicklung, Außendienst, Innendienst…

Es ist somit im Organismus eine offensichtlich ideale Kombination zweier gegensätzlicher Steuerungsstrategien realisiert. Rein hierarchische Systeme können zwar schnell reagieren, sind aber wenig lernfähig! Dezentral gesteuerte Systeme sind lernfähiger, aber langsam (Ralph ZIEGLER). Eine Kombination sollte die Vorteile beider Strategien vereinigen. Man könnte hier auch Ross ASHBY zitieren, daß nur mannigfaltige Strategien mit mannigfaltigen Störungen und Problemen fertig werden (Hans MILLENDORFER).

Die hierarchisch gegliederte Steuerung regiert mittels einer ungeheuren Dichte des Informationsflusses. Praktisch jede Zelle kann durch Nerven und Hormone angesprochen werden und antworten. Hier sind wir in den UnternehmensKörper noch weit entfernt, solche effizienten Systeme installiert zu haben „sieht man mal vom „Tratsch und Klatsch“ ab.

Ein Organ (eine Abteilung, ein Team), das von der Kommunikation ausgeschlossen wird, geht zugrunde. Unvollständige Kommunikation führt zu unvollkommener Funktion. Andererseits ist der Organismus fähig, auf geradezu unfassbar vielfältige Weise eine etwa gestörte Kommunikation im Organismus wiederherzustellen. Dann können wir das auch in UnternehmensKörpern schaffen!

Demnach sind für die Funktion eines Organismus die Kommunikationslinien (Nerven = EDV, Postwege, Telefon) entscheidend.

Wenn man in einem Organismus die Rolle der Qualität der Kommunikationsverbindungen untersucht, dann zeigt sich, dass den Nervenverbindungen, die Schmerz signalisieren, eine besondere Bedeutung zukommt. Störung dieser Leitungen bedingt das unbemerkte Auftreten von Verletzungen und Verstümmelungen. Für UnternehmensKörper bedeutet das: erst funktionierende Kommunikation(sleitungen) können Schwach/Schmerzpunkte frühzeitig entdecken helfen. Ist die Verletzung = Schädigung des UnternehmensOrganismus geschehen, ist es oft zu spät.

ENTSCHEIDUNGSKRITERIEN

Es gibt schließlich eine Hierarchie der Entscheidungskriterien, die für die Regelsysteme in einem Organismus klar verfügbar sind.

Unternehmerische Entscheidungsträger müssen sich demgegenüber ständig neu mit der Frage quälen, was wichtiger und was weniger wichtig ist. Wie oft wird ein Problem, dem überhaupt keine meßbare Bedeutung zukommt, zu einer Frage, die wesentliche Entscheidungen oder gar die gesamte Verwaltung, Entwicklung und Arbeit blockiert.

Andererseits kann eine anscheinend nebensächliche Entscheidung unglaubliche Brisanz erlangen, wenn Relationen nicht korrekt eingehalten werden. Beispielsweise mag die Abschaffung lang verfügbarer Privilegien notwendig, wenn auch schmerzhaft erscheinen. Wenn jedoch gleichzeitig für andere neue Privilegien geschaffen werden, deren Berechtigung äußerst zweifelhaft erscheint, dann ist die gesamte Maßnahme unverständlich und gefährlich. In biologischen Systemen gibt es nur scheinbare, zeitweilige Privilegien: in Gefahrensituationen z.B. wird sämtliche, verfügbare und entbehrliche Energie den Beinen zur Flucht gegeben „danach wird dieses Privileg natürlich wieder entzogen.

FOLGERUNGEN

Ein biologischer Organismus funktioniert und lebt nur als Gesamtsystem. Keiner seiner Teile kann diese Funktion ersetzen. UnternehmensKörper sollten als ein biologisches, einheitliches System begriffen und gestaltet werden, da auch hier eine Abtrennung von Teilen einer Amputation gleichkommt.

Es mag sein, dass diese Überlegungen trivial erscheinen. Jedoch ist alles Grundlegende trivial. Die Ähnlichkeit von Systemcharakteristika komplexer Gebilde ist weder zufällig noch bedeutungslos. Die Möglichkeit, aus Analogien Schlüsse zu ziehen, sollte genutzt werden.

Es ist sinnlos, durch Planungen, Vorschriften oder Gesetzen einen ganz bestimmten Zustand erreichen zu wollen. Systemorientiert gedacht ist entscheidend, eine neue TENDENZ einzuleiten. Eine Möglichkeit bietet die für alle Beteiligte nachvollziehbare Orientierung an unseren eigenen Körpern, um vitale, biologische UnternehmensKörper zu erschaffen.

HINDERNISSE

Etablierter Systeme erzeugen Wahrnehmungsunfähigkeit und Unempfindlichkeit gegenüber (berechtigten) Forderungen nach Wandel durch Geschlossenheit und Selbstreferenz. Erst wenn die Überlebensfähigkeit ernsthaft in Frage gestellt wird, brechen solche abgeschlossenen Strukturen auf. Nur exzellentes Management erreicht die frühzeitige organisatorische Anpassung an erkennbaren Wandel.

Normales Management braucht erst die echte Existenzkrise, um notwendige tiefgreifende Strukturwandel herbeizuführen, um das Überleben zu ermöglichen (falls es dann nicht schon zu spät ist!) Welches Management betreiben SIE?

Mit den besten Wünschen für ein vitales 2009!

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