Körpersprache und der Fall Amstetten

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Gestern war mal wieder RTL bei mir*

und wollte Kommentare, Analysen körpersprachlicher Art zu dem Menschen Josef Fritzl. Vorgelegt wurde mir das nunmehr bekannte Video von einem vor 10 Jahren stattgefunden Thailandurlaub – ein Freund hatte es gedreht und an eine große Boulevardzeitung verkauft.

Der Sender wollte von mir Aussagen dazu, wie wir zukünftig erkennen können, wenn uns „solch“ ein Mensch begegnet. „Frau Mühlisch, wo ist non-verbal das Böse, der Inzest, die Gewalt zu erkennen?“ Auf diesem Video und körpersprachlich sowieso nicht!Meine wahrhaftigen Gedanken wollte RTL naturgemäß nicht wissen.

Sie wollten von mir, dass ich den Finger darauf lege und zweige: „Da!“ Und damit Millionen von ähnlich gestalteten Männern in dieses Licht stelle. Ist das unsere einzige Möglichkeit, mit diesem Thema umzugehen? Als „Gutmenschen’zu reagieren? Zu moralisieren, verdammen und anzuklagen? Oder können wir in diesem Thema eine neue Erkenntnis gewinnen und wählen, anders zu agieren?

Hier meine Gedanken, die RTL nicht wollte:

Das Männliche sperrt das Weibliche weg, der Vater seine Tochter. Das Weibliche wird gefangen gehalten, tief im Uneinsehbaren, gerade das es überleben kann, über Jahrzehnte hinweg. Das Männliche nährt sich von seiner so ausgeübten Macht. Es entstehen Kinder, die das gleiche Schicksal teilen: unter Ausschluss des (Tages)Lichtes und fern von Entfaltungs- und Wachstumsmöglichkeiten.

Und keiner hat es bemerkt oder gar gewusst! Natürlich nicht. Ein wunderbares Beispiel und ein Spiegel für unsere weiterverbreitete Geisteshaltung in uns selbst! Welche Teile und deren Nachkommen von uns sperren wir im Inneren in dunkle Kellerräume, halten sie unter Verschluss. Welche Angst haben wir davor, dass hier etwas ans Tageslicht gelangt, was uns dann schuldig, minderwertig, monströs werden lässt – so wie wir jetzt über Josef Fritzl sprechen?

Wo haben wir Angst, dass uns etwas genommen werden kann und halten es mit aller Gewalt bei uns? Unter welchen Bedingungen halten wir unsere tiefsten Ideen, Wünsche, Vorstellungen und Träume? Und unsere Umgebung, unsere Freunde, Kollegen und Familien, die ahnen, was in uns (fest)steckt, schweigen, wagen nicht uns darauf anzusprechen.

In der ganzen Welt ist die Unterdrückung, das fast Verhungern lassen, das Weggucken, die Gewalt und der Eliteinzest seit Jahrhunderten an der Tagesordnung! Oder haben wir vor den Olympischen Sommerspielen nicht gewusst, dass China (Männlich) das weibliche Tibet unterdrückt? Wie viele Menschen auf diesem Planeten leiden, trotz ausreichendem Nahrungsangebot, an Hunger? Wie viele werden unterdrückt, haben keine Entfaltungsmöglichkeit und werden gefangen gehalten?

Der Stärkere, potentere unterdrückt den Schwächeren und alle schauen zu oder weg. Das Weibliche, die Freiheit, die Zartheit, das Kreative, das Intuitive, der Geist und das wahre Selbst werden eingesperrt, unterdrückt, versklavt oder sogar beseitigt vom männlichen MachtHaber – in uns! Der Machthaber will Kontrolle und hat Angst ohne nicht überleben zu können.

Was uns hier erschreckend (wir erschrecken nämlich vor unserer eigenen Resonanz in uns!) medienwirksam aufgezeigt wird, ist eine große, archaische, uralte Symbolik, die jetzt ins Bewusstsein dringt – zur Erlösung! Das Weibliche will endlich vom männlichen Druck frei sein, so dass beide gleichwertig miteinander leben und sich entfalten können. Aus dieser Verbindung, des Maskulinen und Femininen in uns, gehen dann neue, fruchtbare kreative Welten und Energien hervor.

So können wir aus einer erweiterten Sicht betrachtet, diesen beiden Menschen (Vater und Tochter) dankbar sein, dieses Leid auf sich genommen zu haben, um es uns allen vor Augen zu führen: zur Erlösung, wenn wir darauf anders agieren, indem wir erkennen! Statt zu reagieren und verurteilen. Es betrifft uns alle. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Mit der Briefpost vom 02-05-2008 schrieb mir die Redakteurin von RTL: „… den 2. Beitrag konnten wir leider nicht verwenden, da es nicht der Intention unseres Stückes entsprach. Trotzdem vielen Dank!“

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6 Antworten zu Körpersprache und der Fall Amstetten

  1. ALBERT M. sagt:

    Liebe Sabine,
    mutig, aufrichtig, essentiell…..

    Möge die ganze Welt deine schöne Botschaft durch die HerzEnergie wahr(nehmen).

    Ich schicke diesem Raum in der Zeit des Geschehens meine Liebe!!!!

    Albert

  2. Kornelia A. sagt:

    Liebe Sabine,
    dass dein Beitrag der Intention der RTL-Redaktion (ich sage: noch) nicht entsprach, ist doch klar!!!!

    Der Bewusstseinswandel kommt ganz sicher auch (HOFFENTLICH BALD!!!!) dort an. Danke für deinen Einsatz.

    Herz-Licht-Grüße
    Kornelia

  3. Hallo, Frau Mühlisch,

    Bin bei einer Recherche über Ihren Beitrag gestolpert. Chapeau.

    Vier Buchtipps für Sie (soweit Sie sie nich‘ eh‘ schon kennen), die in diese Richtung gehen:

    Die Weiterbildungslüge – Richard Gris; Chef aus Passion – Martin Zenhäusern; Umdenken, jetzt ! – Sonja A. Buholzer; Wir kündigen – Dagmar Deckstein, Peter Felixberger, Michael Gleich, Wolf Lotter.

    Herzlichen Gruss,
    Andreas Wiedow

  4. Hallo, Herr Wiedeow,

    besten Dank für Ihre Anerkennung sowie die Buchempfehlungen, die ich noch nicht alle kannte! Werde mich gerne der Lektüre widmen.

    Herz-lichst
    Sabine Mühlisch

  5. Peter sagt:

    Dieses Schubladendenken Männlich/Weiblich ist mir suspekt.
    Natürlich gibt es verschiedene Verhaltensweisen, die man kategorisieren kann. Aber warum bezeichnet man diese dann als männlich bzw. weiblich. So werden Männer und Frauen in bestimmte Rollen gedrängt bzw. darauf festgenagelt, die doch vom Patriarchat herrühren. Man sollte aber viel allgemeingültiger argumentieren, als ein solch überholtes System wie von Gott gewollt hinzustellen und damit in gewisser Weise weiter zu zementieren.

  6. Lieber Peter,

    Danke für diesen Kommentar; zeigt er mir doch, wie schnell aus männlich/ weiblich, maskulin/feminin Mann und Frau wird!
    Gemeint sind nicht die Geschlechter, sondern die polaren Urkräfte, die in jedem von uns, gleichgültig ob Mann oder Frau, zum Ausdruck kommen. Ohne diese beiden, scheinbaren Gegensätze, könnten wir physisch gar nicht existieren.

    Und es gilt, für jeden von uns, diese „Gegensätze“ zu vereinen, zu integrieren – dann können wir dies auch im Außen, bei dem Mann oder der Frau, die gerade vor uns steht …. und uns im Anderen wieder erkennen.

    Herzlichst, Sabine

    P.S.: siehe auch
    https://www.sabine-muehlisch.de/2008/06/10/sie-lachelt-er-denkt-an-sex…/#more-181

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